Anders als bei anderen Turnieren hatte sich im Vorfeld der Fußballweltmeisterschaft 1986 in Mexiko kein Team als klarer Favorit herauskristallisiert. Vielmehr galten die üblichen Verdächtigen Brasilien, Deutschland und Argentinien sowie Europameister Frankreich als Anwärter auf die begehrte Trophäe. Titelverteidiger Italien dagegen galt als überaltert und gesättigt - es verwunderte kaum, dass die Südeuropäer im Achtelfinale nach einem 0:2 gegen Frankreich die Heimreise antreten mussten. Brasilien erwischte es dagegen erst im Viertelfinale. Wiederum waren es die Franzosen, die in einem der schönsten Spiele des Turniers die Kicker vom Zuckerhut mit 4:3 nach Elfmeterschießen bezwangen. Die Partien der Vorrunde und des Achtelfinals hatten jedoch den Fokus der Weltöffentlichkeit auf einen argentinischen Spieler gelenkt - Diego Armando Maradonna. Wie kein zweiter wusste er das Tempo einer Partie zu bestimmen, zudem zeichnete er sich als Torschütze und Vorbereiter aus. 115.000 Zuschauer des Viertelfinals gegen England wurden Zeugen der Geburt einer Legende, als Maradonna eine Flanke mit "Gottes Hand und ein bisschen Maradonnas Kopf" ins Netz beförderte. Auch das 2:0 besorgte der exzentrische Spielmacher selbst: Mit unnachahmlicher Leichtigkeit umkurvte er mit dem Ball ganze fünf Gegenspieler und schob zum wohl schönsten Tor des Turniers ein. Die von Franz Beckenbauer trainierte deutsche Nationalmannschaft kämpfte sich eher mühsam ins Viertelfinale, wo Gastgeber Mexiko mit 4:1 erst im Elfmeterschießen bezwungen wurde. Sowohl Argentinien als auch Deutschland gewannen ihr Halbfinalspiel mit 2:0, einmal mehr war es Maradonna, der die Belgier mit zwei Toren im Alleingang nach Hause schickte. Im Finale richtete sich die Konzentration der deutschen Abwehrspieler fast ausschließlich auf den südamerikanischen Ballzauberer - ein verhängnisvoller Fehler, wie sich zeigen sollte. Einen 2:0 Rückstand konnten Rummenigge und Völler noch egalisieren, die Einschränkung der spielerischen Kreise Maradonnas eröffnete jedoch seinen Mitspielern Freiräume, so dass Burruchaga kurz vor Schluss zum 3:2 Endstand traf. So wurde 1986 zum Jahr der Argentinier, die Weltmeisterschaft in Mexiko zur großen Bühne des kleinen Fußballgiganten Maradonna.
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